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Die Sage

 

Hiermit erzählen wir euch die Geschichte eines einsamen Mönches, welcher – einen weiten Weg hinter sich – in der Gegend des oberen Zürichsees Rast gehalten hatte.

Er folgte einem Bach entlang vom See Richtung Hügel, bis er nahe der Dorfgrenze von Siebnen auf eine Holzbrücke stiess. Da es zu diesem Zeitpunkt gerade Bindfäden vom Himmel schüttete, nutzte er die Gelegenheit, um an einem geschützten Ort unterzustehen. Nach der langen Wanderschaft sehr müde geworden, lehnte er sich an einen Holzpfosten und ruhte sich von der Anstrengung aus. Es dauerte nicht lange, da war der Mönch auch schon eingeschlafen und träumte von warmen, fernen Ländern, welche er in der Vergangenheit bereist hatte.

Inzwischen war es dunkle Nacht geworden. Plötzlich blitzte und donnerte es lautstark, der Mönch schrak aus tiefem Schlaf auf und zitterte am ganzen Körper. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und versuchte herauszufinden, was um ihn herum geschah.

In der Wägitaleraa, so heisst der Fluss, geschah etwas Unheimliches. Gerade gab es einen ohrenbetäubenden Knall und der Mönch traute seinen Augen nicht: Da war eine Flasche mit dem Wasser das Flussbett herunter getragen worden und genau an einem Pfeiler der Holzbrücke zerschellt. Die Flasche zersprang in tausend Scherben und weisser Rauch stieg auf. Als sich dieser endlich etwas verzogen hatte, sah der Mönch mehrere gehörnte Wesen, welche ihm unheimlich vorkamen. Da diese ihn bereits entdeckt hatten, konnte er sich nicht mehr ungesehen davonstehlen. Sie merkten, dass ihr Erscheinen ihm einen grossen Schrecken eingejagt hatte und beruhigten ihn mit den Worten: Du musst keine Angst vor uns haben, denn wir werden auf immer und ewig in deiner Schuld stehen. Du hast uns mit deiner Anwesenheit von unserem Flaschendasein befreit!

Wir sind "Gruslis" und wurden vor langer Zeit wegen einer Meinungsverschiedenheit in die Flasche gesperrt und im Wägitalersee versenkt, mit dem Fluch, erst wieder davon befreit zu werden, wenn ein Mönch an dieser Stelle eine Rast einschaltet.

Alle "gruslis" waren heilfroh, endlich befreit worden zu sein, umarmten ihren Retter und feierten mit ihm ihr neues Leben, bevor er weiter auf Wanderschaft ging. Von nun an nannten sie sich "glunggä-grusli" in Erinnerung an ihre Befreiung in der Wägitaleraa.

 

Jedes Jahr wenn der Winter seinem Ende entgegenging, kam der Mönch zurück und feierte mit den „Glunggä-Grusli“ ein riesiges Fest.

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